Sonntag, 6. Dezember 2015

Lasst die Kinder zu mir kommen...Teil 2

Ihr Lieben,

ich muss das unbedingt loswerden, was mir diese Woche passierte. Es hat mit den Aussagen der Ärzte zu tun, mit Kinderlosigkeit und den Schmerz und der Hilflosigkeit denen Frauen oftmals ausgesetzt sind.

Erzählen möchte ich Euch, was geschah, als ich in ein Geschäft bei uns im Ort ging und eine alte "Freundin" traf. Ich sehe sie sehr selten, obwohl wir zusammen aufgewachsen sind. Sie ist eine sehr nette Frau, alleinstehend, keine Kinder. Sie freute sich sichtlich, als wir uns trafen, umarmten uns und sie fing an zu reden: "Ich habe über dich und deine Krankheit gelesen Katja, mein Gott, ich wusste ja nicht, dass du das hast!" Sie hat mir praktisch den kompletten Artikel vorgetragen um dann zu sagen, sie sei sich sicher, sie hatte wohl auch Endometriose. Sie wäre ja jetzt als "verrückt" abgestempelt worden, nachdem man ihr nie erklären konnte, woher ihre Schmerzen kamen....das tat weh, das tat mir sehr weh zu hören!

Sie wäre jahrelang zum Arzt und hätte von ihren typischen, wirklich nach Endometriose schreienden Symptomen berichtet, doch die Antworten der Ärzte waren immer die Gleichen: "Sie soll sich nicht so  anstellen, es wäre normal Schmerzen während der Periode zu haben, beißen Sie die Zähne zusammen!" Sie schämte sich fast zu sagen, sie hatte mich beneidet, dass ich nie so aussah, als hätte ich irgendwelche Probleme?
Man habe sie mit Antidepressiva vollgepumpt, mit Schmerzmitteln...und das Schlimmste stand mir noch bevor, als sie meinte, ob sie wohl deswegen nie Kinder bekam?????

Da liefen ihr die Tränen herunter...sie schaute sich verstohlen um, ob es irgendjemand im Geschäft wohl bemerkte........ich umarmte sie ganz fest und meinte, es tut mir so leid, dass wir nie darüber gesprochen haben...dann plötzlich versuchte sie sich zusammenzureißen und erzählte mir strahlend, dass sie letztens auch eine Frau im  Fernsehen bei ZDF gesehen habe, die auch so stark war und schon so viel mitgemacht hatte.
Ob ich das gesehen habe? Na klar habe ich....und ich erzählte ihr, dass es meine liebe Freundin Martina Liehl war, die ich in Köln getroffen hatte und auch unermüdlich für Endometriose Aufklärung und Öffentlichkeit sorgt!

Wie wichtig doch unsere Arbeit sei, sagte meine alte Bekannte und sie hoffte, dass die Ärzte uns zuhören und all den Frauen, die leiden!
Genau das ist der Grund warum wir das machen, meinte ich und ich entschuldigte mich für die Versäumnisse der Ärzte! Ich wünschte ich könnte die Zeit zurückdrehen und ihr früher erklären, dass weder sie etwas falsch gemacht hat, noch dass sie das in irgendeiner Weise verdient hätte. Niemand kann dies jemals wieder gut machen oder die Möglichkeit schwanger zu werden. Dafür ist es jetzt bei uns zu spät..wir sind fast gleich alt. Es bricht mir das Herz zu wissen, dass da jemand neben mir gelebt hat mit den gleichen Sorgen und Problemen, mit dem gleichen Schmerz und wir wussten nichts davon!

Zum Abschluss drückten wir uns gegenseitig und ich musste ihr versprechen, weiter zu machen, was ich natürlich tun werde! Aber eben auch Geschichten wie diese müssen geschrieben werden. Wenn Frauen so viel an Lebensqualität und Möglichkeiten geraubt wird durch Unachtsamkeit oder Unwissenheit bei Ärzten oder auch in der Öffentlichkeit, dann schulden wir das den nächsten Generationen ein besseres Leben führen zu können!

Ich werde noch öfter die Krankheit erwähnen, noch öfter nachbohren, auf Ärzte zugehen und mit ihnen reden!
Diese verpfuschten Jahre einer Frau sind nie mehr aufzuwiegen! Und ich kenne mittlerweile sehr viele dieser Schicksale. Auch durch den Artikel in der Mainpost, wurde ich so oft angesprochen, häufig von älteren Frauen, die meinten sie hatten mit Sicherheit Endometriose, doch keiner hörte ihnen zu oder glaubte ihren Schmerz!
Ich wünsche meiner Jugendfreundin von ganzem Herzen, dass sie meine Empfehlungen für eine gute Behandlung annimmt und wenigstens ab jetzt weiß, dass man ihr helfen kann, etwas gegen die Schmerzen zu unternehmen und ich ihr immer zuhören werde, falls sie jemand zum Reden braucht! Gut, dass ich mittlerweile verständnisvolle Ärzte kenne, sie ist jetzt wenigstens mit deren Adressen versorgt.

Also weiter geht's mit der "Arbeit" und Danke an all die fleißigen Bloggerinnen, Filmemacher, Autorinnen, Frauen die in Zeitschriften öffentlich über Endometriose berichten usw. usw.!

Ihr sichert die Zukunft und eröffnet Wege für junge Frauen früher an die Diagnose Endometriose zu kommen, evtl. dieser chronischen Krankheit besser leben zu können und vielleicht auch den größten Wunsch erfüllen zu können...

Gesegneten 2. Advent ihr Lieben
Endokat

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